Dienstag, 24. April 2012

Bericht vom Workshop

 Der Workshop
Es ist allgemein bekannt, dass Spracherwerb am besten funktioniert, wenn das erworbene Wissen direkt angewandt und umgesetzt werden kann. Besonders effektiv wird es, wenn die behandelten Themen dem sozialen und gesell-schaftlichem Umfeld der Lernenden entnommen sind. Sprache als Mittel der Verständigung setzt voraus, dass es ein grundsätzliches Bedürfnis gibt, sich auszutauschen, etwas mitzuteilen bzw. etwas in Erfahrung bringen zu wollen. Ein Austausch eigener Lebenserfahrung bietet sich an.
 
Unsere Ziele
Unser Ziel war es, jedem Teilnehmenden einen kulturellen Mehrwert in vielerlei Hinsicht zu schaffen.  Dabei sollten nicht nur Kenntnisse über Deutschland und die deutsche Kultur vermittelt werden, sondern auch vielschichtige Informationen über die jeweiligen Herkunftsländer. Wir wollten kulturelle Unterschiede überwinden zugunsten eines gemeinsamen europäischen Denkens und Handels, wollten Vorurteile abbauen und das gegenseitige Verständnis fördern. Die Sprache diente lediglich als Mittel, als Werkzeug zum Austausch von Informationen. Mit dem Einsatz von Bildern, dem Blick durch die Kamera und die kulinarische Spurensuche wollten wir den Blickwinkel verändern und jedem Einzelnen die Möglichkeit geben, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten einzu-bringen und zu verwirklichen.
 
Umsetzung
Der ständige Wechsel von Zuhören, Sprechen und eigener Aktivität erlaubte es, mit allen Sinnen zu lernen. Jedem Einzelnen war es so möglich, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten und seiner vorhandenen Sprachkenntnisse einzubringen. Gruppenaufgaben förderten den Kontakt zwischen den Teilnehmenden und führten schnell zu länderübergreifenden Freundschaften. Anhand mitgebrachter Informationen erstellten die Teilnehmenden eine Präsentation ihrer Heimat, die sie anschließend kommentierten. Gleichzeitig gingen sie auf Spurensuche in Deutschland. Was sie entdeckten, hielten sie fest: In Wort und Bild. Die daraus entstandene Präsentation unserer Region war nicht nur spannend für die Teilnehmenden, auch wir als Gastgeber erlebten unsere Heimat neu - aus der Sicht eines Fremden!

Highlights

Zu den Höhepunkten des Workshops zählten sicherlich die internationalen Abende, zu denen auch Gäste aus der Region geladen waren. Der erste Abend stand ganz im Zeichen kulinarischen Genusses! Mitgebrachte Spezialitäten, ergänzt durch weitere Zutaten, die vor Ort zu erwerben waren, wurden in einer unbeschreiblichen Aktion in der Schulküche zu europäischen Delikatessen verarbeitet und abends als Buffet angeboten. Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ war vor allem die Zubereitung, die lockere Atmosphäre in der Küche und der zwanglose Umgang mit anderen der eigentliche Gewinn dieses Abends.

Ein weiterer internationaler Abend mit Gästen des Heimatvereins und dessen Volkstanzgruppe ließ schnell die letzten Sprachhemmungen verschwinden. Nach gemeinsamen Tänzen entwickelten sich am Buffet Gespräche zwischen Workshop-Teilnehmern und Deutschen ganz selbstverständlich. Viele Fragen zum  Programm GRUNDTVIG und den Möglichkeiten der Teilnahme tauchten auf und konnten geklärt werden, die Antworten machten neugierig auf mehr. Die zum Abschluss des Abends gezeigten Bilder und Videos aus den Herkunftsländern machten neugierig auf Europa, viele Nachfragen und ehrliches Interesse war geweckt.

Organisation
Bereits bei der Bewerbung für die Teilnahme konnten alle Interessierten angeben, ob sie gerne in einer Gastfamilie leben möchten. Mehr als die Hälfte der Gruppe nutzte dieses Angebot. Der bereits vor Beginn organisierte E-Mail Kontakt zwischen den Gastfamilien und den Teilnehmenden führte so schon vor Beginn des Workshops zur Beschäftigung mit Deutschland und der deutschen Sprache.
Der Abschied von den Gastfamilien machte deutlich, dass hier Freundschaften entstanden sind, die auch nach Ende des Workshops weiter Bestand haben werden. Auch wenn die versprochenen Gegenbesuche nicht realisiert werden, bleibt dennoch der Kontakt über E-Mail bestehen - und damit der Gebrauch des erlernten oder aufgefrischten Spracherwerbs.

Ergebnisse
Am Ende des Workshops stand für alle Teilnehmenden ein kultureller Zugewinn: Ein erweitertes Wissen über die europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten, kulturelle Besonderheiten einzelner Regionen, persönliche  Kontakte. Daneben steht gleichberechtigt der Sprachgewinn, die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, Kontakte über Landesgrenzen hinweg zu finden und pflegen. Nicht zuletzt wurde auch der Blickwinkel auf die eigene Heimat und Kultur verändert - dank der Reaktionen und Nachfragen auf die eigene Präsentation.


Unser Mehrwert
Ein Workshop ist in erster Linie ein Angebot für ausländische Gäste, verbunden mit viel Arbeit und organisatorischen Aufgaben. Eine Woche Workshop bedeutet für uns als Anbieter Präsenz fast rund um die Uhr, immer ansprechbar und bereit, alle kleinen und großen Probleme schnellstmöglich zu beheben. Daneben ist es wichtig, sensibel auf die Gruppendynamik einzugehen, Stimmungen aufzufangen, Meinungsverschiedenheiten zu klären und Wünsche seitens der Teilnehmenden auf-zunehmen.

Es wäre jedoch falsch, einen Workshop nur aus dieser Perspektive zu betrachten. Auch für uns ist es ein kultureller Gewinn, Teilnehmende aus ganz Europa zu begrüßen, zu erleben, wie die eigene Heimat mit fremden Augen gesehen wird, die eigene Sprache, für uns selbstverständlich, plötzlich eine vollkommen andere Dimension erlebt. Ganz einfache Fragen regen zum Nachdenken an. Was bedeutet beispielsweise das kleine Wörtchen „doch“, wenn jemand sagt „Du bist doch Türke, oder?“

Wir alle hatten sehr viel Spaß in dieser Woche, die wir gemeinsam verbracht haben. Bleibt nur zu hoffen, dass es möglich ist, irgendwann ein Wiedersehen zu organisieren.

Danke an ALLE unsere Gäste, die diese Woche auch für uns zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben.

Michaela und Anne


Weitere Bilder auf Picasa und die Zeitung


Wir machen eine Zeitung
Ein GRUNDTVIG-Workshop im Rahmen des europäischen Programms des Lebenslangen Lernens
25. März - 01. April 2012
Selb, Deutschland

Montag, 2. April 2012

Wir sagen danke

Eine Woche Workshop ist vorbei und wir sagen danke allen, die dazu beigetragen haben, dass diese Woche so toll geworden ist. Ihr ward eine klasse Gruppe und es ist schön, jeden Einzelnen von Euch kennengelernt zu haben.

Ich hoffe, alle sind wieder gut nach Hause gekommen. Auch Anne und ich haben am Sonntag noch bei einer gemeinsamen Tasse Kaffee unsere Eindrücke ausgetauscht. Auch für uns war es ein Stück Perspektivenwechsel - die eigene Heimat und Sprache mit den Augen eines Fremden zu sehen, ist nicht jedem und nicht jederzeit vergönnt.

Inzwischen sind wir wieder im Alltag angekommen. Wir wünschen uns jedoch auch weiterhin einen regen Austausch mit Euch. Ich würde mich sehr freuen, wenn zukünftig der eine oder andere die Möglichkeit nutzt, einen Kommentar zu schreiben (einfach unten auf Kommentar klicken). 

In Deutschland sagt man, dass "man sich immer zweimal im Leben trifft". In diesem Sinne freuen wir uns schon auf ein Wiedersehen.

Eure 
Anne und Michaela
Herr Höra und Herr Wölfel sowie
Einstein